Frühförderung mit Hilfe des Pferdes (1 - 6 Jahre)

Bei folgenden Kindern wirkt sich der Einsatz des Pferdes besonders günstig aus: Bei der Frühförderung auf dem Pferd sitzt und liegt das Kind auf einem langfädigen Teppich, der durch einen Gurt auf dem Rücken des Pferdes befestigt wird. An den Fäden kann sich das Kind leicht festhalten.
Das Pferd wird von zwei Seiten geführt, wobei der Reitpädagoge links und eine Bezugsperson, in der Regel ein Elternteil des Kindes, rechts gehen kann.
Dadurch, dass die Eltern an der Pferdeführung beteiligt sind, können sie ihr Kind beobachten und gleichzeitig sichern. Der Reitpädagoge wirkt dabei als Modell, das nur in das Geschehen eingreift, um eine Erfahrung des Kindes zu unterstützen.

In der Arbeit mit dem Pferd kann an den frühkindlichen Bewegungsdialog von Mutter und Kind angeknüpft werden. Das Kind wird getragen und gehalten, da beim Reitsitz der Körper stabilisiert wird. Die Wirbelsäule wird am Kreuzbein unterstützt, was im Rumpf ausreichend Anreiz zur Stabilisierung über einen wechselseitigen Anpassungsvorgang erzeugt. Gleichzeitig erfolgt über die Bewegung ein stetiger Impuls zur Aufrichtung und Selbsthaltung des Kopfes. Das Kind erhält in der Reitbewegung einen stetigen Impuls zum Aufrichten, Umhersehen und zur selbständigen Orientierung.

Bei autistischen Kindern ermöglicht das Getragenwerden auf dem Pferd die so schwierige Loslösung vom Boden; das Sitzen in der Bewegung stimuliert ein Umhersehen im Raum und erlaubt so Blickkontakte. Das Gehalten- und Getragenwerden auf dem Pferderücken kann als eine Einladung zu Balance und Kontakt verstanden werden.

Ein weiterer Aspekt des Bewegungsdialoges ist das Erleben von Rhythmus. Aus der Pferdebewegung im Schritt erreichen circa 100 Bewegungsimpulse pro Minute das reitende Kind. Diese erfolgen in rhythmischer Qualität und fordern adaptive und balancierende Reaktionen so wie eine Einstimmung, ohne die ein subjektiv angenehmes Bewegungsgefühl nicht entstehen würde.

Der Rhythmus der Schrittbewegung erinnert eventuell an das Getragen-Geschaukelt-Gewiegtwerden im Mutterleib und wird mit dem Gefühl verbunden, geborgen, getröstet und umsorgt zu sein.

Durch Veränderung des Tempos, stehen bleiben und wieder anreiten, macht das Kind Erfahrungen mit verschiedenen Rhythmen, lernt, sich in sie einzuspüren oder sie mitzuvollziehen. Autistische Kinder, die oft Stereotypien bevorzugen, können durch den gleichmäßigen Rhythmus der Pferdebewegung zum lebendigen Dialog eingeladen werden, und so neue Erfahrungen machen.

Weiter ermöglicht die Arbeit mit dem Pferd soziales Lernen für das kleine Kind. In der Loslösung aus der symbiotischen Verbindung zur Mutter steht auch das Pferd als Übergangsobjekt, als neutraler Erfahrungsbereich zwischen innerer und äußerer Realität des Kindes. Das Pferd lädt zur Nachahmung (Klappern der Hufe, Schnauben und so weiter) und ersten kommunikativen Erfahrung ein.